Liebe Frau Koch,
ich hatte gestern einen sehr interessanten Tag, der mich tief beeindruckt hat. Ich habe ganz besondere Menschen kennen gelernt, die mich näher an ein Verständnis gebracht haben, dass ich bis dahin noch nicht hatte. Es waren verschiedene oft nur kleine Gesten oder Worte, die mich darin bestärken, dass es auch für mich richtig war, den Schritt auf „Phoenix“ zu gehen.
Ich bin körperlich unversehrt, aber ich fühle mich nicht fehl. Denn ich kann den Schmerz der anderen versuchen zu verstehen. Ich kann zuhören, fragen und versuchen zu helfen oder auch nur unterstützen. Die Wunden meiner Eltern sind tief und oft stehe ich hilflos dabei und finde keine Worte, wenn der Kummer größer ist als man ausdrücken kann.
Meine Eltern und meine kleine Familie, wir 5, sind eine Einheit, und ich habe nur den Wunsch, dass alle glücklich sind. Mir hilft das Verstehen der Situation, das Ertragen der Schmerzen und die Vorstellung, wie es heute wäre oder sein könnte durch die Begegnung mit Menschen, die ebenfalls einen so steinigen Weg gegangen sind und noch gehen. Gestern war ein guter Tag.
Beim Lesen der Vereinsbroschüre sind mir viele Ideen durch den Kopf gegangen. Aber ich habe auch den vorletzten Beitrag gelesen „Es lohnt sich zu leben“. Wie wichtig ist es, Distanz zu wahren oder Vorsicht walten zu lassen? Wenn man sich für kurze oder auch lange Zeit vor dem Leben versteckt oder schützt, muss man langsam aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. Der Sinn des Lebens muss neu gefunden werden und neue Ziele müssen sichtbar sein. Die Zeit ist kompliziert und wahnsinnig schwer für sensible Menschen. Jeder „Gezeichnete“ ist es um so mehr.
Ich suche einen Mittelweg, auch wenn ich ungern Kompromisse mache. Rügen ist meine wunderbare Heimat und ich würde mich freuen, sie Euch allen zeigen zu können. Vielleicht findet sich die passende Unterkunft, die den Ansprüchen aller genügt und es könnte ein erholsames Wochenende für die Seele werden.
Vielen Dank für die einfache Aufnahme in Ihrer Runde.
Herzliche Grüße meiner Eltern an alle!
Viele Grüße,
Constanze