Neben den sichtbaren Narben nach einer Brandverletzung bleiben häufig auch unsichtbare Narben. Ängste, Albträume, eine gewisse innere Unruhe und innere Bilder sind vielen PatientInnen bekannt. Zudem wird der Umgang mit Freunden, Bekannten, aber auch mit den Blicken Fremder teilweise zu einer Herausforderung. Viele Betroffene fühlen sich ratlos. Leider ist die Hemmschwelle, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, sehr hoch und das Angebot an therapeutischer Hilfe mager. Hier möchten mögliche Wege aufgezeigt werden, sich ohne Vorbehalt Hilfe zu suchen.
Schon in der Akutklinik kann ein erster Kontakt zu einem/r PsychologIn aufgenommen werden. Auch in Rehakliniken gibt es für die PatientInnen mit Brandverletzung im Rahmen des Aufenthaltes die Möglichkeit, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
„Damit muss ich allein klarkommen“ und „ich habe doch trotzdem noch alle Tassen im Schrank“, das sind Kommentare, die ich als Psychologin dann manchmal höre. Und sicher, jeder wird in dieser Situation seinen eigenen Weg finden müssen. Sich dennoch einer neutralen Person anzuvertrauen, die der Schweigepflicht unterliegt, mit der man ganz im Vertrauen sprechen kann, das kann sehr entlastend wirken. Gemeinsam können in den Sitzungen Bewältigungsstrategien erarbeitet werden. Fachleute kennen sich aus mit Techniken gegen Ängste und Flashbacks (plötzlich auftretende Bilder des Traumas), gegen Schlafprobleme und Grübelattacken.
„Ich habe Narben, aber verrückt bin ich nicht“. Natürlich nicht. Warum auch? Aber Sie tragen Belastungen mit sich herum, für die gemeinsam Lösungen erarbeitet werden können. Einen Versuch wäre es wert.
Neben den Einzelkontakten mit PsychologInnen ist auch der Austausch mit anderen Brandverletzten eine große Bereicherung. Die Kontaktaufnahme zu einer Selbsthilfegruppe ist darüber hinaus überaus wertvoll. Hier können unersetzbare Hilfen angeboten werden.
Adressen von PsychologInnen und psychologischen PsychotherapeutInnen finden Sie in den Gelben Seiten, im Internet, auch Ärzte werden Empfehlungen geben können und der Bund Deutscher Psychologen wird wie auch Ihre Krankenkasse ebenfalls weiterhelfen. Die Kosten für die Sitzungen bei kassenärztlich anerkannten TherapeutInnen werden von den Krankenkassen übernommen, wenn die psychischen Probleme im Zusammenhang mit den Brandverletzungen stehen, auch wenn diese nicht sofort auftreten, sondern erst zeitverzögert. Zu welchem/r TherapeutIn Sie gehen, sollte Ihr Bauchgefühl entscheiden, ein gutes Vertrauensverhältnis ist für eine erfolgreiche Therapie unerlässlich.
Zu lernen, die eigene Situation und die Veränderungen des eigenen Körpers anzunehmen, kann als Thema bei den Gesprächen im Raum stehen. Vergessen Sie nicht, sich selbst etwas Gutes zu tun und eigene Interessen zu vertreten, um den Weg in den Alltag wieder zu finden. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und eine gute Begleitung auf Ihrem Weg.
Dipl.-Psychologin Antje Pietzsch
MEDIAN Klinik Wismar