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Rettung aus den Flammen – Das Trauma überleben
“Ein Wohnungsbrand: Unaufhaltsam fressen sich die Flammen durch das Haus, die Anwohner können gerade noch gerettet werden. Oft unterschätzt werden die giftigen Rauchgase, die sich schnell in einem brennenden Gebäude verbreiten, die Rettung erschweren und häufig Ursache für Todesfälle sind. Neben akuten Rauchvergiftungen drohen den Betroffenen auch Spätfolgen: Die Hitze selbst und die Inhalation von Schadstoffen in hohen Konzentrationen können die Atemwege schwer in Mitleidenschaft ziehen. Die Verbrennung der Schleimhäute bewirkt, ähnlich wie bei Hautverbrennungen, eine Zerstörung der natürlichen Barriere für Schadstoffe, so dass diese tief in die Lunge eindringen und zu Infektionen führen können. Zudem können Narben im Lungengewebe später die Blutzirkulation beeinträchtigten.

Folgen für die Seele
Neben den körperlichen Schäden leidet bei vielen Betroffenen auch die Seele. Sie spüren Kummer und Verzweiflung, haben alles verloren, stehen oft vor dem Nichts und sind durch das schreckliche Ereignis traumatisiert. Symptome wie Angst vor einer Wiederholung und regelmäßige Schlafstörungen und Albträume kommen oft später und können die ganze Persönlichkeit erfassen. Manche traumatisierte Menschen erleben das Extremerlebnis aber nicht nur in Gedanken und Träumen wieder – sie handeln oder fühlen plötzlich, als ob sie das traumatische Ereignis erneut durchleben. Die Erinnerungssymptome sind mit starken Gefühlen verbunden, die die Betroffenen wiederholt seelisch erschüttern.

Neueren Forschungen zufolge verändern solche Ereignisse die Gehirnstrukturen dauerhaft. Um die traumatischen Bilder aus dem Gedächtnis zu löschen, sind oft bestimmte therapeutische Behandlungen nötig, sogenannte EMDR-Sitzungen (EMDR=Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Dabei wird das erlittene Trauma unter Anleitung des Therapeuten unter anderem mit Hilfe spezieller Augenbewegungen besser verarbeitet. EMDR basiert auf der Erkenntnis, dass sich psychische Belastungen verringern, wenn die Augen schnell und rhythmisch bewegt werden, während der Betroffene an das belastende Ereignis denkt. Einzelne traumatische Erlebnisse werden mit Unterstützung des Therapeuten noch einmal erlebt und durchgearbeitet, bis die gefühlte Erinnerung nicht mehr belastend ist.”

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