Ilse Koch erhielt Verdienstmedaille

LÜNEBURG Ein bisschen aufgeregt war Ilse Koch schon, als sie sich gestern morgen auf den Weg von Sückau nach Lüneburg in das Kreishaus machte. Man kriegt schließlich nicht alle Tage das Bundesverdienstkreuz verliehen.

“Ich hab das, als die Nachricht von der Kreisverwaltung kam, zuerst gar nicht richtig wahr genommen.” Doch dann realisiert sie die Ehrung, die die Verleihung bedeutet, lädt Verwandte, Freunde und Wegbegleiter zum kleinen Festakt ein und sieht sich nach was Nettem zum Anziehen um. Gestern morgen dann in Lüneburg sind schon einige der Gäste da, andere trudeln ein. Zwei Brüder kommen aus Dortmund angereist, auch zwei ehemalige Arbeitskollegen haben sich von Dortmund auf den weiten Weg gemacht. Den weitesten Weg hatte wohl Bernhard Heitz. Er ist erster Vorsitzender des Vereins Phoenix, Hilfe für Brandverletzte und wohnt mittlerweile überwiegend in den Vereinigten Staaten in Los Angeles.

Für ihre Arbeit im und für diesen Verein hat Ilse Koch gestern “die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland” der Volksmund sagt meist Bundesverdienstkreuz” erhalten. Sie ist von der Gründung an dabei, hatte nach einem schweren Unfall, bei dem sie schwerst brandverletzt wurde, in Dortmund die segensreiche Hilfe eine Patientenselbsthilfegruppe erfahren. Ilse Koch wollte nach dem Umzug in ihr Heimatdorf Sückau, dass eine solche Hilfe auch Brandverletzten in Norddeutschland zur Seite steht und lernte dann bei Nachbehandlungen im Unfallkrankenhaus Boberg Bernhard Heitz und andere kennen. Sie beschließen eine Vereinsgründung und Phönix stieg im September 1999 aus der Asche empor.

Von Beginn an ist Sückau die Schaltzentrale. Hier trifft man sich zur Vorstandssitzung, hier geht Ilse Koch ans Telefon, wenn jemand, der selbst brandverletzt ist oder Brand verletzte Angehörige hat, vom Verein gehört hat und Hilfe sucht, hier werden Broschüren und Informationsmaterial erstellt und dann an alle Brandverletztenstationen in Deutschland geschickt.

Für dieses gesellschaftliche, ehrenamtliche Engagement bekommt Ilse Koch den Orden. “An diese Auszeichnung werden sehr hohe Maßstäbe gelegt, denn nur dem wird die Ehrung zuteil, der sich in besonderer Weise um unseren Staat, um unsere Gesellschaft oder um das Miteinander der Menschen verdient gemacht hat”, betonte Landrat Manfred Nahrstedt in seiner Laudatio und zitierte Hermann Gmeiner, den Gründer der SOS-Kinderdörfer: “Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er tun muss.” “Frau Koch ist so ein Mensch. Sie hat deutlich mehr getan als andere, darum soll sie für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt werden. Kaum jemand weiß, wie sehr Brandverletzte leiden und was man tun kann, um ihnen das Leben zu erleichtern. Ilse Koch versucht das, gemeinsam mit dem Verein Phoenix zu ändern. Und nicht nur das, auch die Aufklärung über gefährliche Situationen gehört dazu”, so der Landrat weiter.

Nach der Laudatio überreicht der Landrat eine Urkunde, heftet die Medaille am Band an das Jackett-Revers von Ilse Koch. Fotoapparate blitzen, die Gäste haben sich von den Stühlen erhoben, alle gratulieren, überreichen Blumen. Ilse Koch ist gerührt, bedankt sich bei Manfred Nahrstedt für die feierliche Ausrichtung der Verleihung,

Sekt wird gereicht.

Maria Nielsen

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