B. Heitz über Brandverletztenzentrum HH-Boberg

„Stell dir vor, du brennst und weißt nicht wohin“ dieses Erlebnis beschreiben die Opfer schwerer Brandverletzungen wie die das Attentats von Djerba. Sie benötigen die Behandlung in einem Zentrum für Brandverletzte – nur durch Intensivmedizinische und brandmedizinische Behandlung haben sie eine Chance, ihre schweren Verbrennungen zu überleben. Das Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Hamburg hält ein solches Zentrum für Schwerbrandverletzte vor – dies sieht sich durch Das neue Fallpauschalengesetz für Krankenhäuser in seiner Existenz bedroht. „Mit den Fallpauschalen können wir einen Großteil unseres Behandlungsaufwandes für schwerbrandverletzte Patienten nicht mehr erfassen“, sagt Dr. Gerhard Mertens, Geschäftsführer des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg anlässlich der Eröffnung des dritten Deutschlandkongresses für Brandverletzte in Hamburg. „Für die Patienten bedeutet das, dass wir die hochspezialisierte Medizin, die sie benötigen, nicht mehr anbieten können. Das halten wir für eine Katastrophe“ so Dr. Mertens.

Jedes Jahr werden in Deutschland über 2500 Menschen Opfer schwerer Brandverletzungen. „Aufgrund der massiven Bedrohung der Patienten z.B. durch Infektionen müssen wir unter extrem aufwendigen Bedingungen arbeiten“, erklärt Dr. Peter Voeltz, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Rettungsmedizin. Vor allem benötigen wir große Personalressourcen, um die zahlreichen Prozeduren und Operationen, die erforderlich werden, auszuführen.“ Die Abteilung für Brandverletzte am Unfallkrankenhaus Hamburg hält sechs Intensiv- und 15 Spezialbetteen für Brandverletzte vor. Zehn Ärzte auf der Intensivstation kümmern sich rund um die Uhr um die Patienten. „Eine Zentrale Aufgabe besteht darin, zerstörte Hautpartien zu ersetzen“ erläutert Prof. Dr. Bernd-Dietmar Partecke, Chefarzt des Zentrums für Brandverletzte. „Hinzu kommen tägliche Verbandswechsel unter Voll- Narkose und komplizierte Narben- und Prothesenversorgungen. Dieser hohe Mehraufwand ist im Fallpauschalensystem nicht dokumentierbar.Eine wesentliche Leistung des Zentrums für Brandverletzte besteht in der Frührehabilitation und Rehabilitation der betroffenen Patienten. So lernen sie schon frühzeitig, mit Physio- und Ergotherapie verlorene Funktionen wieder zu erlangen und ggf. mit Prothesen richtig umzugehen. Eine intensive psychologische Betreuung durch einen ausgebildeten Psychotherapeuten unterstützt die Patienten dabei, mit verbleibenden Beeinträchtigungen und mit den Folgen des Schocks fertig zu werden. „Die frühzeitige und umfassende Rehabilitation der betroffenen Patienten ist so wichtig, damit sie später mit ihrem Körper und ihrem Leben wieder zurecht kommen“ betont Dr. Frank Bisgawa, Funktionsoberarzt für den Bereich Brandverletzte. Diese Rehabilitation ist nicht innerhalb von wenigen Tagen zu leisten.

Der dritte Deutschlandkongress für Brandverletzte, zu dem die Selbsthilfeorganisation Phoenix Deutschland e.V, – Hilfe für Brandverletzte – eingeladen hat, steht unter der Schirmherrschaft von Senator Peter Rehaag, Präses der Behörde für Arbeit und Gesundheit. Bernhard Heitz, erster Vorsitzender von Phoenix Deutschland wurde selbst im Unfallkrankenhaus Hamburg behandelt. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig die Arbeit des Brandverletztenzentrums ist“ ,sagt Heitz. „für die Brandverletzten in Deutschland ist es völlig unerklärlich, dass ein so lebensrettender Behandlungsstandard plötzlich nicht mehr vorgehalten werden soll“, so Heitz.

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